Farbharmonie · Komplementärkontrast

Welche Gegenfarben ergänzen eine Ausgangsfarbe harmonisch?

"Gegensätze ziehen sich an", sagt der Volksmund.

Mit diesem Fenster können Sie einer Ausgangsfarbe gegensätzliche Farben gegenüberstellen. Gegenfarben verhelfen sich gegenseitig zu höherer Intensität. Es entsteht eine lebendige Stimmung, im Extrem eine Dramatik, und – bei gekonntem Einsatz – ein harmonisches Gesamtbild.

Federico Zandomeneghi: "Le Moulin de la Galette", 1878, 80 x 120 cm
Variationen der Gegenfarben rot-orange und gelb-grün sorgen für ein spannungsvolles, harmonisches Ganzes.

Das Fenster ermittelt im ersten Schritt diejenigen idealtypischen Farben, welche mit der Ausgangsfarbe ein n-Eck im CIELAB-Farbraum mit derselben Helligkeit und Sättigung ergeben. Zu den idealtypischen Ergänzungen können Sie über "reale Farben" die jeweils nächstliegenden Farben des gewählten Farbmodells anzeigen lassen.

Diese Variation wird in der Literatur auch als "Bunttonkontrast" oder "Buntartkontrast" bezeichnet.

Der Bunttonkontrast nach Hering, Itten, Ostwald und Goethe

Ewald Herings Gegenfarbkreis basiert auf der Beobachtung, dass die intensive Betrachtung eines Farbreizes ein Nachbild in der Gegenfarbe in uns auslöst. Farbreiz und Nachbild liegen sich jeweils gegenüber.
Der äußere Kreis zeigt die vier von Hering festgestellten Basis-Farbempfindungen.

Eine alte Regel nach Johannes Itten und Wilhelm Ostwald besagt, dass Farben dann harmonisch zueinander passen, wenn sie sich insgesamt zu unbunt (grau) vermischen. Die Regel basiert auf dem psychologischen Grundsatz, dass der Mensch Spannungen als unangenehm empfindet und auszugleichen sucht. Niemand könnte es besser ausdrücken als...

Farbkreis nach Goethe

Wenn das Auge die Farbe erblickt, so wird es in Tätigkeit gesetzt, und es ist seiner Natur gemäß, auf der Stelle eine andere, so unbewusst als notwendig, hervorzubringen, welche mit der gegebenen die Totalität des ganzen Farbkreises enthält.

Eine einzelne Farbe erregt das Auge, durch eine spezifische Empfindung, das Streben nach Allgemeinheit. Um dieser Totalität gewahr zu werden, um sich selbst zu befriedigen, sucht es neben jedem farbigen Raum einen farblosen, um die geforderte Farbe an demselben hervorzubringen.

Hier also liegt das Grundgesetz der Harmonie aller Farben...


— Johann Wolfgang von Goethe

Dieses Prinzip der Farbharmonie hat auch nach mehr als 200 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren.

Der Komplementärkontrast ist vielfältig wie das Leben selbst und steht für eine unbeschwerte, natürliche Lebendigkeit.

Der Bunttonkontrast im CIELAB Modell

Übertragen auf das heutige mathematische CIELAB-Farbmodell lautet die Regel: Zwei Gegenfarben liegen sich im CIELAB-Farbkreis gegenüber, mehrere Komplementärfarben bilden ein regelmäßiges n-Eck gleicher Helligkeit und Sättigung, ihre CIELAB-Farbwerte ergeben im Mittel einen neutralen Farbwert (a = b = 0) oder einen HLC-Farbwert, bei dem C = 0 ist.

Kurzanleitung

  1. Wählen Sie "Farbharmonie" und den ersten Button der Harmonie-Varianten.
  2. Wählen Sie die Ausgangsfarbe der Harmonieberechnung, entweder als Farbwerte oder aus einem der hinterlegten Farbbestände.
  3. Wählen Sie unter dem Farbkreis die Anzahl der gewünschten Stufen inklusive der Vorgabefarbe.
  4. Über der Ergebnis-Liste berechnen Sie mit "Farbsystem" nun entweder...
    • idealtypische Komplementärfarben (Farbwerte), oder
    • die zu diesen Ergebnissen nächstliegenden Farben innerhalb des Farbsystems sowie ihre Abweichungen ΔE zur betreffenden berechneten idealen Farbe.
  5. Variieren Sie den eingestellten Komplementärkontrast in Farbton, Helligkeit und Sättigung mit den Anfassern im Bereich "Variation".

Eine Ausgangsfarbe wird durch 13 Gegenfarben gleicher Helligkeit und Sättigung ergänzt.

Mit einer Helligkeitsvariation wird das Ergebnis lebendiger.

Gelb ist heller als Blau. Bei gleichbleibender Helligkeit ist entweder das Blau zu hell oder das Gelb zu dunkel (siehe erster Screenshot). Um stark gesättigte Farbtöne zu erreichen, wurde die Helligkeit im Gelbbereich angehoben und im Blaubereich abgesenkt.

Jede zweite Helligkeit wurde abgesenkt.

In einem Pastell-Farbkreis wurde jede zweite Sättigung abgesenkt.

Weitere Funktionen

Bei Klick auf den PDF-Button erscheint ein Fenster, in dem das Ergebnis in übersichtlicher Form auf einer Seite zusammengefasst wird.

Sie können die Komplementärkontrastwerte auch als HLC-, RGB– oder CMYK-Farbwerte anzeigen lassen. RGB beruht auf der eingestellten Konvertierung der idealen L*a*b*-Farben (normalerweise sRGB). CMYK beruht auf der Variante Kunstdruck (gestrichene Papiere).

Ein Doppelklick auf eine Ergebnisfarbe macht diese zur Vorgabefarbe.

In einer PDF-Datei werden alle Informationen zum gewählten Komplementärkontrast abgelegt.

Komplementärfarben

Eine besondere Bedeutung kommt der Variante zu, bei der als Anzahl der Stufen die "2" eingestellt und das Häkchen bei "Ideal" gesetzt ist. Die so entstehenden zwei Farbtöne sind die exakten Komplementärfarben (Gegenfarben) zueinander. Sie weisen die größtmögliche Unterschiedlichkeit auf – ihre Mischung ergibt Grau.

Zwei stark gesättigte Komplementärfarben sind im Allgemeinen nicht harmonisch. Der Kontrast zwischen ihnen ist zu groß, die von ihnen erzeugte Spannung zu stark, sodass wir sie nicht mehr als angenehm empfinden. Komplementäre Pastelltöne erscheinen uns demgegenüber durchaus als harmonisch, da die uns erzeugte Spannung angenehm ist.